zurück
Bremerhaven Plus / Auf einen Kaffee mit...
Im Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Sander
©KELLING
Bremerhaven ist das Tor zu New York

Im Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Sander

Wenn Prof. Dr. Ulrich Sander über seine Wahlheimat Bremerhaven spricht, lächelt er fortwährend. Der Vorsitzende des Fördervereins der Bremerhavener Hochschule und ehemaliger Chefarzt am DRK Klinikum ist seit Jahrzehnten der Seestadt treu verbunden. Gemeinsam mit seiner Frau lebt er in Schiffdorf, wenige Meter hinter der Landesgrenze. Wir haben ihn auf einen Kaffee getroffen und ihn zu seinem Engagement rund um die Hochschule Bremerhaven befragt.

Unermüdlicher Einsatz für die Seestadt  

1987, vor 35 Jahren, startete Ulrich Sander in Bremerhaven. Als Chefarzt der ersten Medizinischen Klinik im Krankenhaus am Bürgerpark, heute AMEOS Klinikum, sah er die Notwendigkeit, sich zusätzlich zu seiner täglichen Arbeit für die Stadt zu engagieren. Dabei fiel sein Blick auf die damals mit circa 1.300 Studierenden noch überschaubare Hochschule und den Studiengang Lebensmitteltechnologie: „Ich brachte als Arzt mit der Zusatzbezeichnung „Pneumologie und Allergologie“ die Voraussetzungen mit, über Lebensmittelunverträglichkeiten und -allergien zu referieren“, berichtet Ulrich Sander. „So wurde ich Lehrbeauftragter an der Hochschule. Zum Förderverein bin ich durch den damaligen Vorsitzenden Dr. Wilhelm Kröncke gekommen.“

Im Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Sander

Prof. Dr. Ulrich Sander: Mitbegründer des Studiengangs „Physician Assistant“

Im Jahr 2000 wird Ulrich Sander selbst Vorsitzender dieses Vereins. Es ist das gleiche Jahr, ab dem die Hochschule den Studiengang Medizintechnik anbietet. „Leider war aus Geldmangel 1971 entschieden worden, dass die neu gegründete Universität Bremen keine Medizinische Fakultät bekommt“, erinnert er sich, „umso wichtiger, einen ersten Schritt in diese Richtung zu unternehmen.“ Und es geht noch weiter. Im Rahmen seines Engagements im Förderkreis arbeitet er unermüdlich an einem weiteren Studiengang, dem „Physician Assistant“, also der ärztlichen oder medizinischen Assistenz.

Blick über den Tellerrand

„Der Ärztemangel hierzulande brachte mich dazu, in andere Länder zu schauen: Was machen sie besser? Dabei erkannte ich, dass es dort vielfach den Beruf der Medizinischen Assistenz gab“, so Sander. Und tatsächlich: Nach vier Jahren intensiver Bemühungen freut er sich jetzt, dass in Bremerhaven im vergangenen Oktober der erste Jahrgang „Physician Assistant“ an den Start gegangen ist.

Hohe Nachfrage aus ganz Deutschland

„Dieses grundständige Studium befähigt dazu, delegierte ärztliche Tätigkeiten auszuüben“, erklärt Sander. Das bedeutet, ärztliche Aufgaben dürfen auf entsprechende Anweisung nun auch vom medizinischen Assistenten übernommen werden. „Ich habe nicht lockergelassen, habe gekämpft und bin sehr glücklich, dass dieser Studiengang jetzt angeboten wird.“ Und die Nachfrage aus ganz Deutschland ist groß. Ulrich Sander möchte auch weiterhin nicht ruhen und sich engagieren. „Dazu gehören natürlich auch viele andere wichtige Institutionen, aber vor allem die Hochschule kann junge Leute nach Bremerhaven bringen.“


Förderkreis der Hochschule Bremerhaven sucht Mitstreiter

„Wir unterstützen die Studierenden sowohl in materieller als auch inhaltlicher Weise. Wir organisieren Auszeichnungen für Studierende (Förderpreise), Lehrende (Teaching Award) und Forschende (Research Award), zudem Gästeabende mit Referenten aus Hochschule, Wirtschaft und Politik sowie zahlreiche weitere spannende Veranstaltungen“, zählt Sander auf, „und wie man am neuen Studiengang Physician Assistant sehen kann – wir nehmen auch Einfluss auf die Hochschulausrichtung.“ 

»Die Hochschule ist so wichtig. Wir müssen einfach in Bremerhaven den Transfer von der ehemaligen Arbeiterstadt hin zur Stadt des Wissens schaffen.«

Wer Lust hat, dem Förderkreis beizutreten, kann sich ganz einfach online oder auch per Brief anmelden. „Als ich 1988 im Förderkreis anfing, hatten wir 156 Mitglieder“, so Prof. Dr. Ulrich Sander, „mittlerweile sind wir knapp 300 Unterstützer, und es wäre schön, es würden noch deutlich mehr!“ 

Verein zur Förderung der Hochschule Bremerhaven e. V.

An der Karlstadt 8

27568 Bremerhaven

foerderverein@hs-bremerhaven.de

Jahresbeitrag für Privatpersonen: 40 Euro

Jahresbeitrag für Unternehmen: 80 Euro

Weitere Infos erhalten Sie auf der Website der Hochschule Bremerhaven

Prof. Dr. Ulrich Sander – ein persönliches Kurzporträt

In Stuttgart geboren und aufgewachsen, in Freiburg studiert und promoviert, in Erlangen zum Facharzt ausgebildet und habilitiert, ist er jüngst 75 Jahre jung geworden. Seinen Umzug aus dem Süden Deutschlands hoch in den Norden hat Ulrich Sander nie bereut – ganz im Gegenteil: „Bremerhaven ist jetzt meine Heimat“, schwärmt er. „Es ist wunderbar hier zu leben, der Blick ist weit, diese Weltoffenheit, die Seestadt ist das Tor zu Welt. Die Bremerhavener haben uns sehr herzlich aufgenommen, sie sind tolerant und interessiert! Hier möchte ich nie wieder weg!“

Meine Stärken

Ich bin tolerant, wissbegierig und kontaktfreudig.

Meine Schwächen

Ich war früher ungeduldig, aber das habe ich abgelegt.

Mein schönstes Erlebnis

Dass ich meine Frau, die Frau meines Lebens, mit 20 Jahren getroffen habe. Und 1970 bin ich auf den höchsten Punkt des Kilimandscharos gestiegen und habe zum Sonnenaufgang den Kraterrand erreicht – das war magisch.

Das gehört zu mir

Für jeden Anlass die passende Krawatte: Mit Engeln drauf zu Weihnachten und mit Instrumenten, wenn ich in ein Konzert gehe. Und im Interview zur Hochschule trage ich natürlich meine blaue Hochschulkrawatte.

Mein Lebensziel

Ich hatte zwei: Die richtige Frau fürs Leben zu finden und einen sinnvollen Beruf zu ergreifen, von dem auch andere profitieren und in dem ich etwas bewegen kann.

Motto

Per aspera ad astra (durch Mühen/Arbeit zu den Sternen) und frei nach Kafka: Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.


Weitere Artikel